Über

Auszüge aus der Einführungsrede von Angela Holzhauer (Galerie holzhauer-hamburg), 2009 :

… Ganz grundsätzlich geht es der Künstlerin Birgit Lindemann bei all ihren Arbeiten um lebendige Prozesse – die des Erlebens, Schauens, Hörens – sowohl beim Anfertigen als auch beim Betrachten. Seit 1997 macht sie großformatige Siebdruck-Installationen, fast immer Raum-Installationen, in denen man sich bewegen kann, so dass das visuelle Vergnügen, der Prozess des Schauens mit einem körperlichen Erlebnis verknüpft ist. Manchmal kommen noch die Techniken Video und Sound hinzu, immer aber erzählt sie ihre Geschichten via Siebdruck und Stoff. Das Visuelle und der Inhalt bleiben mit dem Haptischen, dem Stofflichen, zum Anfassen Reizenden im Dialog. Die Künstlerin regt mit ihrer Arbeiten stets mehr als nur einen Sinn an. Der Betrachter ist also zu Aktivität „gezwungen“, wenn er Birgit Lindemanns Kunst erfassen möchte.

Anne-Marie Melster im Ausstellungskatalog „Vertraute Räume – Hamburg – Bozen“, 2002:

„Birgit Lindemanns Arbeiten, die auf drei Dimensionen interagieren, geben die Auseinandersetzung mit Raum und Körperlichkeit wieder. Der Betrachter kann sich plastisch mit den Arbeiten beschäftigen, sich in ihnen bewegen, sie erkunden, sie berühren. Das visuelle Erfahren wird mit dem körperlichen Erlebnis verbunden. Die Wechselwirkung verstärkt das Bewusstsein des eigenen Körpers im Raum und als Teil des Kunstwerkes. Durch seine Bewegung hat der Betrachter einen unmittelbaren Einfluss auf die Werke und deren Wahrnehmung. Die unterschiedlichen Facetten des Stoffs in Bezug auf Transparenz und Dichte reflektieren die molekulare Verbindung des Lebens.Die Beschaffenheit und die Bearbeitung des Stoffes vermitteln gleichzeitig Gewicht und Leichtigkeit, Schwerkraft und Schwerelosigkeit. (…) Die rasterartige Überlagerung verschiedener Ebenen und die Betrachtung aus unterschiedlichen Blickwinkeln, im Allgemeinen und im Einzelnen, führen in jedem Fall zu einer distanzierenden Selbstreflexion.“